Internationalisierung. Why? How? What?

Gregor Leitner, Leiter der Außenwirtschaft Tirol hat uns bei der Morning Glory am vergangenen Donnerstag wichtiges Know-How zur Internationalisierung vermittelt. Die Key-Learnings findet ihr in diesem Interview nochmal von ihm zusammengefasst.

Ganze 50% des Bruttoinlandsproduktes in Österreich stammen aus der Exportwirtschaft und jeder 2. Job ist direkt oder indirekt damit verbunden. Kannst du uns die wichtigsten Zahlen nochmals zusammenfassen, um dies zu verdeutlichen?

Österreich hat 2018 Waren für € 150 Mrd. weltweit exportiert. Österreich liegt im weltweiten Ranking der Pro-Kopf-Exporte an 7. Stelle.

Wann spricht man von einer Internationalisierung?

Internationalisierung bedeutet, dass ein Unternehmen geschäftliche Aktivitäten (Export, Import, Investitionen im Ausland) außerhalb Österreichs tätigt.

Was sind die Hauptgründe für eine Internationalisierung & wann merken Unternehmer, dass es Zeit ist, über die eigenen Landesgrenzen hinaus zu denken?

Je nach Unternehmenssituation kann es unterschiedliche Gründe geben. Sehr häufig ist der Hauptgrund, dass der heimische Markt zu klein ist – vor allem dann, wenn man ein Nischenprodukt/Nischendienstleistung anbietet. Internationalisierung heißt nicht unbedingt, dass man weit weg gehen muss, um seine Produkte/Dienstleistungen zu verkaufen. Ein Schritt in die direkte Nachbarschaft kann schon interessant sein – so ist beispielsweise Bayern fast 20mal so groß wie Tirol und kann allein aufgrund seiner Größe schon ein interessanter Markt sein. Weitere Gründe für eine Internationalisierung können auch eine Risikostreuung oder höhere Preise sein, die man auf einem auswärtigen Markt erzielen kann.

Was sind typische Fehler & Stolpersteine, die du üblicherweise in Internationalisierungsprozessen junger Unternehmen siehst?

Der Hauptfehler liegt häufig darin, dass die Internationalisierung nicht oder zu wenig vorbereitet wird. Die entsprechende Planung hilft, unerwartete Kosten und „leere Kilometer“ zu vermeiden. Das Exportgeschäft kann als Extremfall eines normalen Inlandsgeschäftes gesehen werden. Der strategische Ansatz und die professionelle Planung der Marktbearbeitung, die auch im Inlandsgeschäft grundsätzlich nötig sind, jedoch oft durch die Intuition des Unternehmers ersetzt werden, sind auf einem neuen Markt unumgänglich. Die größere Anzahl der unbekannten Parameter und die damit größere Komplexität auf dem unbekannten Markt machen die Planung und strategische Vorbereitung nötig.

Es ist somit besser, eine Internationalisierung frühzeitig u planen. Du hast dabei von 7 Ws gesprochen. Kannst du diese nochmal kurz zusammenfassen?

Die 7 Ws (Was – Wohin – Wem – Womit – Wie – Wann – Wieviel) helfen, die Vorbereitung der Internationalisierung zu strukturieren. Man kann natürlich auch andere Instrumente nutzen – Ziel ist es jedenfalls, sich grundsätzlich Gedanken über die eigene Unternehmenssituation sowie die Ziele und Schritte der Internationalisierung zu machen.

Was steckt hinter diesen 7 Ws?

  1. Was: Welche Produkte/Dienstleistungen sollen abgesetzt werden? Müssen diese für den neuen Markt adaptiert werden? Sind bestimmte Zulassungen nötig?
  2. Wohin: Auf welchen Märkten sollen Produkte/Dienstleistungen abgesetzt werden? Wie definiere ich einen interessanten Markt?
  3. Wem: Wer ist die Zielgruppe?
  4. Womit: Mit welchen Ressourcen (Finanzmittel, Mitarbeiter) soll die Internationalisierung umgesetzt werden?
  5. Wie: Welcher Vertriebsweg wird gewählt?
  6. Wann: Innerhalb welcher Zeit soll das Exportziel erreicht werden?
  7. Wie viel: Welches Volumen soll abgesetzt werden?

Nähere Informationen dazu gibt es im Exporthandbuch der Wirtschaftskammer Tirol

Die Wirtschaftskammer bietet unterschiedliche Programme und Beratung in diesem Kontext an. Wohin kann man sich mit welchen Themen wenden?

Die Außenwirtschaft Tirol in der Wirtschaftskammer Tirol ist Erstansprechpartner für alle Internationalisierungsprojekte - gleich ob es sich um ein zollrechtliches Thema, eine Geschäftspartnersuche im Ausland, eine Internationalisierungsförderung oder um Exportdokumente (Ursprungszeugnisse, Carnet ATA) handelt. Bei Anfragen, die konkret einen ausländischen Markt betreffen, arbeiten wir sehr eng mit den Wirtschaftskammerbüros (österr. AußenwirtschaftsCenter) in den jeweiligen Ländern zusammen. Die Wirtschaftskammer Österreich hat ein weltweites enges Netz von über 110 Büros, die Servicestellen für die österreichische Wirtschaft sind. Diese helfen österreichischen Unternehmen beispielsweise beim Markteintritt, für das laufende Geschäft in einem Markt, bei der Suche nach Lieferanten, bei der Niederlassungsgründung oder auch, falls ein Kunde mal nicht zahlen sollte.

Unterstützung gibt es außerdem in Form von Förderungen. Welche Förderungen kann man beantragen und wo findet man die Detailinfos dazu?

Über das bundesweite Internationalisierungsprogramm GO INTERNATIONAL kann man sich die Erschließung neuer Märkte, die Digitalisierung des Auslandsauftritts und die Schulungs- und Beratungskosten für das internationale Projektgeschäft fördern lassen. Des weiteren gibt es auch eine TIROLER INTERNATIONALISIERUNGSFÖRDERUNG, die Tiroler Unternehmen bei der Erschließung neuer Märkte unterstützt.

Kontakt

Gregor Leitner, Leiter Außenwirtschaft Tirol
Telefon: +43 (0) 90905-1293
[email protected] WKO Tirol

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