In Zeiten der zunehmenden Digitalisierung und Globalisierung fühlen wir uns schnell überfordert – von neuen Technologien und einer immensen Fülle an Informationen. Oftmals sind es jedoch nicht die Technologien per se, sondern vielmehr der damit einhergehende Kulturwandel, welcher uns zu schaffen macht. Bei einer morgendlichen Session in der Werkstätte Wattens gab New Work-Philosoph Günther Wagner mehrere Impulse, wie es im (Arbeits-)Alltag besser gelingt, mit den aktuellen Herausforderungen umzugehen.

Impuls 1: Lernen, die Macht über das Wissen abzugeben

In einer zunehmend digitalen Welt geht einem oftmals die Macht über das Wissen verloren. Denn jeder – von Schülern/Studenten bis hin zu Mitarbeitern im Unternehmen – hat die Möglichkeit, sich Informationen und Daten zu beschaffen, die es zur Bewältigung einer Aufgabe oder Tätigkeit braucht. Eine Tatsache, die ein Hierarchie-System auf den Kopf stellen und Persönlichkeiten verletzen kann. Führungsrollen müssen infolge lernen Macht abzugeben und den Mut aufweisen, das Vertrauen in die Mitarbeiter zu haben, dass diese sich selbst organisieren. Die neue Aufgabe von Führungspersönlichkeiten ist es somit primär, Rahmenbedingungen zum Arbeiten zu schaffen.

Impuls 2: Big Data vs. Storytelling

Die Art, wie wir Digitalisierung heute nutzen, stellt viele Branchen auf den Kopf – ein Umdenken muss erfolgen. Denn bei mehr als 14.000 Werbeimpulsen, denen ein Konsument täglich ausgesetzt ist, ist die zielgerichtete Ansprache durch die Analyse und Anwendung von Big Data alleine nicht ausreichend. Noch viel mehr: es funktioniert nicht. Denn nach rund 3.000 bis 5.000 Werbeimpulsen sind Konsumenten schlichtweg nicht mehr aufnahmefähig. Organisationen sind gefordert, andere Wege zu finden, um ihre Produkte und Dienstleistungen zu verkaufen. Mit gezieltem Storytelling, also dem gekonnten Erzählen von Geschichten, die emotional wirken und hängen bleiben, erreichen Organisationen in Zeiten von Digitalisierung und Informationsflut weitaus mehr.

Impuls 3: Kreativität fördern und fordern

Aufgrund der zunehmenden Technologisierung unseres Alltags, insbesondere in Arbeitsumgebungen, sind wir geneigt, die Effizienz in Organisationen immer weiter voranzutreiben, indem Prozesse und Technologien automatisiert werden. Was bleibt, ist die Anforderung kreativ zu sein. Dabei wird schnell vergessen, dass ein Mensch nicht über acht Stunden hinweg produktiv und kreativ arbeiten kann. Unser Gehirn braucht repetitive Tätigkeiten, wo es nicht allzu viel denken muss, um wieder kreative Impulse zu bekommen. Führungskräfte müssen sich dieser Tatsache bewusst sein und die Leistungsgrenzen eines Menschen kennen, um Kreativität entsprechend zu fördern – und fordern zu können.

Impuls 4: Lernen als ganzheitlichen Prozess verstehen

Lernen, und dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um das Lernen in der Schule oder das Aneignen von neuem Wissen für die berufliche Tätigkeit handelt, ist kein digitaler Prozess. Lernen muss als ganzheitlicher, leibhaftiger Prozess verstanden werden, in dem Emotionen und Körperspannungen eine Rolle spielen. Man lernt nicht nur mit dem Gehirn, sondern ganzheitlich – was zur Folge hat, dass digitale Medien beim Lernen lediglich unterstützen können. Wenn es jedoch darum geht, Inhalte im Kopf zu verankern, spielen analoge Tätigkeiten und Prozesse eine essentielle Rolle. So kann es etwa für Menschen in geistig fordernden Berufen hilfreich sein, ein Tagebuch zu führen, um Entwicklungen und Emotionen zu dokumentieren, welche man nach einiger Zeit zur Selbstreflexion wieder heranzieht und erkennt, welche Lernkurve man selbst zurückgelegt hat.

Impuls 5: Die Informationsflut bewältigen

Eine der größten Herausforderungen der Digitalisierung ist die Informationsflut, welcher wir uns tagtäglich aussetzen. Nicht nur im privaten, auch im beruflichen Kontext ist der erste Schritt zur besseren Bewältigung oftmals bewusst NEIN zu sagen und sich nicht jedem neuen Input (sofort) zu stellen. Selbstorganisation wirken lassen, nicht jeden Mitarbeiter/Kollegen sofort mit jeder Information überladen und darauf vertrauen, dass sich Teams und Menschen eigenständig organisieren, ist ein erster Schritt zur besseren Bewältigung.

Digitalisierung und Informations-Overload – nur ein Fluch oder doch auch Segen? Geht es nach New Work-Philosoph Günther Wagner, können wir lernen mit den Herausforderungen umzugehen, indem wir uns diese bewusst machen und verstehen lernen. Es liegt an uns, neue Rahmenbedingungen zu schaffen und achtsam mit uns selbst umzugehen, um im digitalen Overload zu überleben.


Mehr über Günther Wagner und seine Ansätze zur Globalisierung, Digitalisierung und Arbeitswelt 4.0 sind zu finden auf linkedin.com.

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